Dies ist eine Seite unseres ALTEN Webauftrittes (2003-14). Den NEUEN Auftritt finden Sie unter
www.jazzclub-heidelberg.de
Gypsy Colours
Tony Lakatos saxophon   Montag, 28.04.08, 20:30 Uhr
  DAI Heidelberg, Sofienstr. 12 (nahe Bismarckplatz)
Agnes Szaloki vocals
Bela Szakcsi Lakatos piano
Gyorgy Orban bass
Andras Lakatos drums

Gypsy Colours Obwohl von vielen Medien noch immer unterbewertet, hat sich Saxofonist Tony Lakatos bei Jazzfans in Europa und insbesondere in den USA zu einem der beliebtesten Protagonisten seines Instruments vorgearbeitet. Eigene Produktionen mit Randy Brecker, Terri Lyne Carrington, Billy Hart, Trilok Gurtu, Joanne Brackeen, Adam Nussbaum, George Mraz, Al Foster, Jimmy Scott oder Johannes Enders legen davon ebenso Zeugnis ab wie seine Gastrollen auf Alben von Chuck Loeb oder Wolfgang Haffner. Über sein Hoagy Carmichael Tribute "I Get Along With You Very Well" schrieb das Fono Forum: "Eine Platte voller Verve und Energie, die das Zeug zu einem Klassiker hat", die Fachzeitschrift STEREO wählte das Album unter die zehn besten Jazz - CDs des Jahres 2003.
Auf seiner neuesten Produktion wendet sich der mittlerweile in Frankfurt lebende Ungar nun seinen Wurzeln, der Gypsy Kultur zu. Gemeinsam mit Szakcsi Bela Lakatos, dem mittlerweile in Diensten von Jack De Johnette stehenden Pianisten, entwirft er ein aktuelles Bild von Musik im Spiegel von Jazz und Zigeuner - Einflüssen. Dass sie dabei weder bei dem großen Protagonisten dieser Kultur, Django Reinhardt stehen bleiben, noch in beliebige Weltmusikanleihen abgleiten, liegt sicher darin begründet, dass beide Musiker mittlerweile ihren eigenen Stil im Jazz gefunden haben.
Alle an der vorliegenden Produktion beteiligten Musiker stammen aus ungarischen Zigeunerfamilien mit langen Traditionen als Musiker, sind aber in starkem Ma_e der Jazzimprovisation verschrieben. Diese gar nicht so weit auseinander liegenden Welten eigenständig miteinander zu verbinden, war für Tony und Szakcsi Lakatos Quelle der Inspiration. Die Entwicklung der Gypsy - Kultur von den Anfängen in Indien bis in die ost- und westeuropäische Gegenwart wird beispielsweise im traurigen "Crying Way From India" aufgenommen, das in einem lyrischen Stil gehalten ist und klassische Melodiengestaltung ungarischer Zigeuner aufnimmt. "Matilem" und "Duj-Duj Dema Devla Phaka Duj" sind alte Roma - Volklieder und werden von Gypsy - Sängerinnen in Originalsprache gesungen, die Nähe der Gesangsimproviation in Letzterem zum Saxofonsolo lässt die Verwandtschaft von Modaljazz und Gypsy - Kultur offenkundig werden. Miklos Lukacs ist auf einigen Stücken am Cymbalon zu hören, einem Instrument, das auch heute noch als eines "der" Zigeuner - Instrumente schlechthin gilt. Lukacs gehört dabei allerdings zu den Musikern, die bei aller klassischen Schulung der Jazzimprovisation aufgeschlossen sind. "Bebop Csardas" verbindet die typische Melodieführung und Rhythmik des Csardas mit Jazzakkorden und der in Klassikkreisen hoch verehrte Bruder von Tony, Roby Lakatos brilliert hier in furioser Weise an der Violine, bevor Csaba Rostas ein bei Roma - Sängern beliebtes Stilmittel, den Mouth Bass präsentiert. Das freie, jazzige "O.C." könnte eigentlich für die Inspiration durch Ornette Coleman stehen, bezieht sich allerdings auf einen Begriff aus dem Budapester Gypsy Slang für aus Rumänien stammende Romas. Natürlich darf eine Django Reinhardt - Komposition nicht fehlen, "Troublant Bolereo" gerät zu einem sensiblen Duett von Sinti - Gitarrist Ferenc Snetberger und Tony Lakatos.
Mit "Gypsy Colours" ist es Tony Lakatos gelungen, den Begriff "Gypsy Jazz" ein gutes Stück aus dem Klischee herauszuführen, ohne dabei sein Selbstverständnis als Jazzmusiker aus den Augen zu verlieren.

Links
Tony Lakatos http://www.tonylakatos.com