Dies ist eine Seite unseres ALTEN Webauftrittes (2003-14). Den NEUEN Auftritt finden Sie unter
www.jazzclub-heidelberg.de
Gerdband
Gerd Baier piano & composition   Mittwoch, 11.02.09, 20:30 Uhr
  DAI Heidelberg, Sofienstr. 12 (nahe Bismarckplatz)
Boris Friedel bass
Dirik Schilgen drums

Gerdband Der in Heidelberg gebürtige Pianist Gerd Baier gilt als ein außergewöhnlicher Musiker. Abseits der ausgetretenen Wege hat er von Anfang an konsequent seinen eigenen Stil vertreten. Diese Eigenwilligkeit hat ihn auf große Bühnen Europas, in angesehene Venues der Jazzszene wie auch in die Clubs von New York gebracht. Das Geheimnis seines Erfolgs liegt in der Mischung aus brillanten Themen, klugen Arrangements und bewegenden Improvisationen. Bassist Boris Friedel und Schlagmann Dirik Schilgen sind Gleichgesinnte im Geiste, die auf der Bühne selbstständige Standpunkte besetzen, eigene Ideen verwirklichen. Äußerlich ein herkömmliches Jazztrio entsteht eine erregende Musik ganz eigener Spielart, die Geist und Sinne betört, ein Rausch der Klänge und Rhythmen. Kurz, hingehen ist ein Muss für all diejenigen, die etwas anderes wollen als altbekannten Mainstream oder ewig gleiche Sessionmusik.

Am 22.10.2008 schrieb Stefan Rimek im Straubinger Tagblatt über die "Gerdband":
"Tide" heißt die neue CD der "Gerdband" und dass die es wirklich in sich hat, konnte man nun auch bei den Straubinger Jazzfreunden vernehmen, bei denen das Jazztrio um Pianist und Komponist Gerd Baier im "Alten Schlachthof" gastierte. Die Band spielte zahlreiche Nummern aus der neuen Produktion und schon in den ersten Stücken wurde deutlich, dass dem Trio hier ein ganz hervorragender Wurf gelungen ist. Das Lob gebührt der Machart der Nummern ebenso wie auth der Live-Performance. "Tide" meint auf Deutsch "Gezeiten" und die Dynamik, die in diesem von Ebbe und Flut bestimmten vielschichtigen Prozess steckt, findet sich auch in der Musik des Trios wieder.
Das große Plus der "Gerdband" liegt in der stilistischen Vielfalt, aber auch in der musikalischen Reife jedes einzelnen Bandmitglieds. So vernahm man beispielsweise in der von E-Bassist Boris Friedel frei und experimentell eingeleiteten Nummer "Eisenhans " eine fast kantable Klavierpelodie, gefolgt von einem originellen Bass-Ostinato, das durch seine raffiniert gesetzte Synkopen einen fesselnden Groove erzeugte, schön gesetzte harmonische Rückungen und ein Drum-Solo, in dem Dirik Schilgen den Beat beibehielt und dennoch vielschichtige Akzente setzte.
Diese beeindruckende Facettenvielfalt prägte das gesamte Konzert und wurde auch in vielen der gebotenen Nummern deutlich. Zudem überzeugten das durchwegs hohe musikalische Niveau der gesamten Scheibe sowie ihrer Live-Präsentation. Dass sowohl auf der CD als auch in so einem zweistündigen Programm, das noch weitere Kompositionen enthält, keine einzige der Nummern qualitativ abfällt, erlebt man schließlich nicht alle Tage.
Sehr packend kam zum Beispiel "A green elefant cannot fly" über die Bühne. Auch hier vernahm man ein raffiniert synkopiertes Bass-Ostinato. Interessant wdr in dieser Nummer zu beobachten, wie kreativ Schlagzeuger Schilgen allein schon während des fesselnden Piano-Solos von Baier die einzelnen Schläge auf der Snare-Drum variierte. So ging er im Fusion schon mal kurz in einen auf der zweiten und vierten Zählzeit betonten rockig'en Rhythmus, änderte dann aber wieder bald die Akzente, so dass auch hier viel in ständiger Wandlung war - "Tides" eben!
Von Bassist Boris Friedel vernahm man in diesem "grünen Elefant", der aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen nicht fliegen kann, neben einem mitreißenden Slap-Solo auch ein funkig-akkordisches Spiel, in welchem er die gitarrenähnlichen Möglichkeiten seines sechssaitigen E-Basses beeindruckend nutzte. Wunderschön geschmeidige und mit Glissandi behaftete Bassmelodien á la Eberhard Weber bot Friedel auf seinem ebenfalls sechssaitigen bundlosen E-Bass in der lyrischen "Herbstballade".
Die Palette des Trips reichte vom Fusion und Latin-Strukturen über Bebop-Einflüsse bis hin zu herrlich sanften Balladenklängen und impressionistischen Akzenten. Und so variantenreich wie Gerd Baier seine Kompositionen schuf, agierte er auoh am Flügel. Er entwickelte viel Sinn für emotionale Tiefe, zeigte hier und da aber auch packend Virtuoses. Als Zugabe gab es dann mit "Mojito" noch einen fesselnden Latin-Groove, der an einer Stelle auch die interaktive Mithilfe des Publikums witzig miteinschloss.

Links
Gerd Baier www.myspace.com/gerdbaier
Dirik Schilgen www.dirikschilgen.de